Vater, Vorstand, Visionär: Stefan Knoll setzt bei DFV auf Familie und Fortschritt

Die Deutsche Familienversicherung ist ein junger Versicherer, gerne als Discounter der privaten Krankenversicherung bezeichnet, der auch Kooperationen mit Lidl eingeht. Derzeit mit Angeboten für Zahnmedizin und Kieferorthopädie unterwegs, will Vorstand und Gründer Stefan Knoll den Versicherer zum Vollsortimenter ausbauen. Aus seiner Sicht ist die staatliche Gesundheitsfinanzierung auf Dauer nicht mehr finanzierbar und er will in diesen entstehenden lukrativen Markt einsteigen, dessen Spielregeln die DFV beherrscht: günstige Tarife bei hartem Wettbewerb und knappen Margen.

"Überdurchschnittlich leistungsbereit" - Viktoria Knoll, Mitglied der Geschäftsleitung der DFV.

Der Name Familienversicherung ist bei der DFV Programm: Gründer Stefan Knoll machte seinen Sohn Maximilian zum Generalbevollmächtigten und holte auch Tochter Viktoria in die Geschäftsleitung. Diese sei „überdurchschnittlich leistungsbereit“, sagt Vorstand und Vater Knoll. Er beweist damit Vertrauen in seine Kinder, nicht nur in Tochter und Sohn, sondern auch in sein "Kind" DFV. Ein solches Engagement nehme ich als Aktionär zur Kenntnis.

Im aktuellen Manager Magazin wird er unter der Rubrik „Drahtzieher“ porträtiert mit der Unterzeile, dass Aufseher und Aktionäre des kleinsten börsennotierten Versicherers skeptisch seien. Sein militärischer Hintergrund wird mehrfach abfällig erwähnt, so werden die Sachbearbeiter des Versicherers nicht geführt, sondern „kommandiert“ und natürlich stehen die Schreibtische in Reih und Glied, obwohl die ursprüngliche Heereseinheit des Oberst d.R. doch bereits aufgelöst sei. Überhaupt hält Knoll mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und scheut auch nicht die Provokation: So meinte er zur aktuellen Geopolitik, man brauche einen neuen Kalten Krieg, um einen heißen Krieg über die Ukraine hinaus zu verhindern.

Schauen wir uns das Versicherungsunternehmen an. Die DFV wächst und ist profitabel. Die 184 Mitarbeiter erwirtschaften einen Prämienumsatz von einer Million Euro pro Kopf. Und die Bedrohung durch Künstliche Intelligenz? Für Knoll ist KI nicht weniger als die Möglichkeit, den Umsatz zu verdreifachen - und das mit nur einem Viertel der Belegschaft. So wird er mit einer provokanten Aussage zitiert, die sich wohl jeder andere Vorstand verkneifen würde. Knoll, der nach wie vor knapp ein Fünftel der Anteile hält, hat Übernahmeinteressen anderer Versicherer abgewehrt und hält am Kurs fest. Mit einem Abstand von fast 50 Prozent zum Ausgabepreis von 12 Euro ist die Aktie tief gefallen. Perspektivisch will sich das im Prime Standard notierte Unternehmen zu einem Dividendenzahler wie andere etablierte Versicherer entwickeln.

Der Versicherungsmarkt hat die DFV gut angenommen, in der jüngsten Vergleichsstudie „EuroAtlas Krankenzusatzversicherer 2024“ (ServiceValue in Kooperation mit dem Wirtschaftsmagazin EURO) wurde die DFV als Top-Krankenzusatzversicherer ausgezeichnet. In den drei Leistungskategorien Produktleistung, Kundenbetreuung und Preis-Leistungs-Verhältnis gab es ein „sehr gut“.

Aus Sicht des Versicherungsmarktes macht das Unternehmen vieles richtig. Um die Bewertung an der Börse sollen sich andere kümmern, z.B. die Profis vom Manager Magazin.