Aw: Dread Disease-Versicherung
Hallo Herr [Name ausgeblendet],
Dread Disease ist sicher auch eine Versicherung gegen schwere Krankheiten,
für die auch Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung,
Pflegeversicherung und teilw. Unfallversicherung u. a. Leistungen vorsehen.
Dread Disease unterscheidet sich aber darin, dass bereits die Diagnose einer
versicherten Krankheit (abschließende Liste) ausreicht, damit unabhängig
von Kosten, Verwendung, Verlauf der Erkrankung oder möglichen Folgen die
vereinbarte Summe ausgezahlt wird.
Dread Disease ist meist ein Zusatzsschutz zu Todefallversicherungen, die
ggf. noch mit Leistungen bei Pflegebedürftigkeit u. a. ergänzt sind.
Der Vorteil für den Versicherer liegt darin, dass diese Versicherung im
Gegensatz zu Krankenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung wegen
der objektiven Leistungsvoraussetzung und der pauschalen Leistung kaum
ausgenutzt bzw. manipuliert weden kann. In Ländern oder gegenüber
Kundengruppen, in denen eine Krankenversicherung oder BU-Versicherung wegen
des moral hazard nur eingeschränkt angeboten werden könnte, mag dread
disease interessant sein (Südafrika, Ostasien). Ebenso auch in Ländern, in
denen weite Bereiche der Bevölkerung nicht oder unzureichend gegen Krankheit
versichert sind (z. B. USA oder Australien) , z. B. weil diese
Versicherungen zu teuer wären.
Die aufgezählten Krankheiten sind z. B. bei Swiss life:
"AIDS durch Bluttransfusion
AIDS infolge Berufsausübung
Alzheimer-Demenz
Angioplastie
Aortenplastik (+K)
Blindheit
Bypass-Operation der Koronararterien (+K)
Gutartiger Hirntumor (+K)
Herzinfarkt (+K)
Herzklappen-Operation (+K)
Koma
Krebs (+K)
Lähmung von Extremitäten (einschließlich Querschnittslähmung) (+K)
Multiple Sklerose (+K)
Nierenversagen (+K)
Parkinsonsche Krankheit
Schlaganfall (+K)
Schwere Verbrennungen
Sprachverlust
Taubheit
Terminale Krankheit*
Transplantation von Hauptorgangen (+K)
Verlust von Gliedmaßen
(+K) = für Kinder mitversicherte Krankheiten
Bei allen diesen Krankheiten handelt es sich um klar definierte, für den
Arzt diagnostizierbare Krankheitsbilder.
Hinzu kommen sämtliche terminale Krankheiten (*), für die die
Versicherungssumme bereits nach Feststellung der Krankheit ausgezahlt wird.
Eine fortgeschrittene oder rasch fortschreitende, unheilbare Krankheit, bei
der nach Meinung zweier entsprechend qualifizierter, unabhängig voneinander
in der europäischen Union praktizierender Fachärzte die Lebenserwartung der
versicherten Person nicht mehr als zwölf Monate beträgt."
Ob man dann mit der Summe eine Kreuzfahrt macht, Schulden bezahlt, das Haus
umbaut, für die Familie zusätzlich vorsorgt oder es nochmal mit weiteren
teuren Heilbehandlungen versucht, bleibt dem Kranken überlassen. Allerdings
sind viel häufigere Erkrankungen mit gleich schweren Folgen und solche, die
weniger gut diagnostiziert werden können, nicht enthalten.
Inwieweit eine solche Versicherung in Deutschland sinnvoll ist, möchte ich
eher bezweifeln. Vielleicht kann man in bestimmten Ausnahmefällen einen
Bedarf erkennen (z. B. wenn jemand wegen Vorerkrankungen überhaupt keine
Krankenversicherung mehr erhält). Die Kollegen Makler können das sicher
besser beurteilen und auch evtl. zum "Markterfolg" mehr sagen.
Wichtig ist nur: wir reden von dieser Art Dread disease Versicherung und
nicht ganz allgemein von der Versicherung unterschiedlicher Folgen schwerer
Erkrankungen.
Literatur:
Johannes Lörper, Dieter Lüttgen, Susanne Trunk, "Pricing of Dread Disease -
Calculation Basis for Germany", DGVM Journal, vol. XX, no. 2, October 1991
Susanne Trunk, "Dread Disease", Publications of the Cologne Re, no. 25, 1994
Warren Gratton, Eddy Fabrizio, "Pricing Dread Disease Insurance", Paper of
the Institute of Actuaries of Australia, 1994
Susanne Trunk et al: Several articles on Dread Disease in insurance
magazines in Germany, Austria and France, 1991, 1993, 1997
Dirk Nieder et al: "Critical Illness in East Asia", The Actuary, November
1997
Schöne Grüße
[Name ausgeblendet]
Auf diesen Beitrag antworten...