Unfallgefahr: 9 von 10 Deutschen fordern Führerschein-Check für Oma und Opa

Nach dem tödlichen Autounfall einer Mutter mit ihrem Kind durch einen hochbetagten Unfallverursacher hat die Diskussion um die Sicherheit älterer Verkehrsteilnehmer an Fahrt aufgenommen. Laut einer Umfrage von "AutoScout24" sprechen sich 89 Prozent der deutschen Fahrzeughalter für die Einführung von Fahreignungstests im Alter aus. Die Mehrheit der Befragten befürwortet Tests für aktive Autofahrer zwischen 60 und 70 Jahren. Besonders besorgt zeigen sich die befragten Eltern: 92 Prozent befürworten die Untersuchung, bei den Kinderlosen sind es 83 Prozent. 18 Prozent der Autofahrer zwischen 50 und 65 Jahren sind ausdrücklich dagegen.

Ältere Menschen nehmen eigene Defizite nicht mehr wahr. Alterskrankheiten und auch Medikamente schränken die Fahrtüchtigkeit ein.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat lehnt eine obligatorische Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren ab und argumentiert, dass Senioren gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil seltener an Unfällen beteiligt sind. Zahlen des Statistischen Bundesamtes untermauern die Diskussion:

  • Getötete Senioren im Straßenverkehr: Im Jahr 2021 waren 33,9 Prozent der Verkehrstoten über 65 Jahre alt. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt jedoch nur 22,1 Prozent.
  • Senioren seltener beteiligt: 2021 waren ältere Verkehrsteilnehmer nur noch an 14,5 Prozent der Unfälle beteiligt.
  • Senioren als Unfallverursacher: In 68,2 Prozent der Unfälle waren Senioren auch die Verursacher.

Auf EU-Ebene wird die Führerscheinrichtlinie 2006/126/EG überarbeitet. Dabei wird auch über Gesundheitschecks für ältere Autofahrer diskutiert. Zur Abstimmung steht, ob sich ältere Führerscheininhaber vor der Ausstellung eines neuen Führerscheins einem Gesundheitscheck unterziehen sollen. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Untersuchung verpflichtend, freiwillig oder auf freiwilliger Basis erfolgen soll.

Gemäß der "Vision Null Verkehrstote" will die EU-Politik bis 2050 radikale Veränderungen herbeiführen. Bereits bis 2030 soll die Zahl der Verkehrstoten halbiert werden. Nach einem deutlichen Rückgang während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Verkehrstoten zuletzt wieder gestiegen.

Verschiedene Modelle aus EU-Ländern zeigen bereits, wie solche Regelungen aussehen können. In Dänemark, Spanien, Großbritannien und der Schweiz sind Gesundheitschecks und regelmäßige Führerscheinerneuerungen für ältere Autofahrer bereits Realität.

Der jüngste Gesetzesentwurf geht nun in die Beratungen zwischen Europaparlament und Mitgliedsstaaten. Zuvor stehen allerdings noch die Europawahlen an. Deshalb werden die Beratungen erst im Juni fortgesetzt. Dann verhandeln die Abgeordneten des neu gewählten EU-Parlaments weiter.

Werden die Regeln verabschiedet, sind alle EU-Staaten daran gebunden und müssen sie in nationales Recht umsetzen. Sollten die nationalen Parlamente gefragt werden, ist mit einer Abstimmung im Bundestag zu rechnen.

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