Der vom Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen e. V. (BVZL) und Management Circle organisierte 6. Internationale LV-Zweitmarktgipfel stand dieses Jahr ganz im Zeichen der weltweiten Finanzkrise und deren unterschiedlichen Auswirkungen auf die sehr differenziert zu betrachtenden Zweitmärkte für Lebensversicherungen. Mehr als 100 Teilnehmer nutzten Anfang März in Berlin die Gelegenheit um unter der Leitung von BVZL-Vorstand Thomas Laumont zwei Tage lang mit internationalen Marktexperten ausführlich über aktuelle Entwicklungen in den unterschiedlichen Lebensversicherungszweitmärkten zu diskutieren. Im Rahmen dieser Fachkonferenz wurde Manfred Henßler, Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR), für seinen Beitrag „Policenverkauf am Zweitmarkt“ aus der ARD-Sendung Plusminus mit dem BVZL-Journalistenpreis ausgezeichnet.
Spannende Fachvorträge, hochkarätig besetzte Panels
Ergänzend zu den insgesamt 12 Fachvorträgen nationaler und internationaler Referenten u. a. aus Deutschland, USA und Japan, stand das Diskussionspanel „10 Jahre deutscher Zweitmarkt – ein Fazit aus unterschiedlichen Perspektiven“ im Mittelpunkt des Interesses. Unter der Moderation des BVZL-Vorstands und Fachbereichsleiters Deutschland, Ingo Wichelhaus, diskutierten Dr. Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), Lars Gatschke von der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (VZBV) sowie Dr. Carsten Zielke, Senior Insurance ALM Analyst von der Société Générale S. A. über positive wie auch negative Erfahrungen mit dem Lebensversicherungszweitmarkt in Deutschland. Neben kontrovers diskutierten Punkten wie dem restriktiven Kauf von Lebensversicherungen durch Zweitmarktaufkäufer speziell im Jahr 2009, der Frage, ob die Lebensversicherung an sich ein Handelsgut ist oder nicht, herrschte in der sachlich geführten Diskussion jedoch auch Einigkeit darüber, dass derzeit viele Angebote von nicht im BVZL organisierten Policenaufkäufern auf dem Markt seien, die ungeachtet der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einer Verdoppelung des Rückkaufwertes und höchsten Renditen werben und einem seriösen Zweitmarkt schadeten. „Police weg, Aufkäufer weg, Geld weg“, warnte Verbraucherschützer Gatschke.
US Life Settlements vor dem Comeback
Kontrovers diskutiert wurde im Rahmen des LVZweitmarktgipfels das Thema US-Lebensversicherungsfonds. Nicht nur deutsche Anleger wurden im abgelaufenen Jahr mit negativen Entwicklungen im Bereich US-Lebensversicherungs- fonds konfrontiert: Die Ausschüttungen bleiben nach wie vor hinter den Erwartungen zurück und einige Emissionshäuser haben sich aus diesem Segment zurückgezogen. Daneben bestimmte vor allem die öffentlich geführte Diskussion um die Angemessenheit der Höhe eines Abfindungsangebots für Fondszeichner das Image der Assetklasse bei Anlegern und Vertrieben. Wichtig in diesem Zusammenhang – so die übereinstimmen- de Meinung der anwesenden Life Settlement Experten – ist eine offene und regelmäßige Diskussion aller Beteiligten, damit mögliche Probleme recht- zeitig identifiziert und vor allem im Sinne der Investoren und Anleger schnell behoben werden können. Einig waren sich alle: Es gab wahrscheinlich noch nie einen besseren Investitionszeitpunkt im US Life Settlement Markt als derzeit. Seit Mitte 2009 waren stabile Einkaufsrenditen auf hohem Niveau (rund 14 Prozent und besser) zu beobachten. Und das nicht nur bei sehr hohen Versicherungssummen, sondern auch bei mittleren und kleinen. Es scheint auch so, dass die Lebenserwartungsgutachten, entscheidend für die Renditeentwicklung der US-LV-Fonds, inzwischen eine verlässliche Planungssicherheit bieten können, wie Michael Fasano, Gründer und Präsident von Fasano Associates, einem der führenden An-bieter von LE-Gutachten in den USA, in seinem Referat ausführte.
Zukunft der TEP-Fonds
Ein „heiß“ diskutiertes Thema beim BVZL-Summit war auch die Zukunft der deutschen TEP-Fonds. Die Aktivität im britischen Zweitmarkt ist im letzten Jahr stark zurückgegangen. Dies gilt sowohl für den Publikumsfondsbereich als auch für institutionelle Investoren. Ein Grund hierfür liegt in der schlechten Performance der britischen Erstversicherer aufgrund der Krise an den internationalen Finanzmärkten. Der zum Teil sehr hohe Aktienanteil in den Anlageportfolios wirkte sich auch negativ auf die Performance der Traded Endowment Policies (TEPs) aus. Jährliche Boni-Deklarationen wurden zum Teil stark reduziert, die Rückkaufswerte herabgesetzt, Finanzierungskapazitäten sind erschöpft. Viele Fonds hatten aus diesem Grund im Verlauf des Jahres mit Cash-Problemen zu kämpfen und verzichteten – zum Wohle des Fonds – auf Ausschüttungen für ihre Anleger. Johann Kirchmair, BVZL-Fachbereichsleiter Großbritannien, zeigte in seinem Vortrag deutlich die Probleme, aber auch mögliche Handlungsszenarien und -optionen für das Management von TEP-Fonds auf, damit die zweifelsohne bestehende Krise in diesem Bereich im Sinne der Anleger bewältigt wird und speziell die Fonds wieder in ruhigeres Fahrwasser geraten.
Einig waren sich alle Teilnehmer der zweitägigen Fachkonferenz: „Wir kommen nächstes Jahr wieder“. Investitionen in gebrauchte Lebensversicherungen seien und blieben eine interessante Anlagealternative, sowohl für private als auch für institutionelle Investoren. Neue Zweitmärkte wie Japan und Australien gelte es zu erschließen. Der BVZL werde auch im Jahr 2010 das Seine dazu beitragen, Anleger, Vertriebe und die Öffentlichkeit davon zu überzeugen.
Qual der Wahl
Den in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehene Journalisten preis des BVZL erhielt der Redakteur des Südwestrundfunks Manfred Henßler für seinen in der ARD-Sendung Plusminus vom 14. Juli 2009 gesendeten Beitrag „Policenverkauf am Zweitmarkt“. Die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 03. März im Rahmen des 6. „Internationalen Zweitmarktgipfels 2010“in Berlin überreicht.
Angesichts der Vielzahl an eingereichten journalistisch hochwertigen Beiträgen war der achtköpfigen Fachjury unter dem Vorsitz der BVZL-Vorstände Thomas Laumont und Ingo Wichelhaus die Entscheidung nicht leichtgefallen. Dennoch ging Henßlers Beitrag am Ende des Auswahlprozesses als klarer Sieger hervor - obwohl er sich mit einem für die deutsche Zweitmarktbranche eher unangenehmen Thema befasst: dem aufgrund der Finanzkrise im Jahr 2009 nur noch sehr restriktiven Aufkauf von deutschen Lebensversicherungen auf dem Zweitmarkt. „Dabei“, so die Begründung der Jury, „gelingt es dem Autor jedoch, die komplexe Materie vor allem für Verbraucher gut verständlich darzustellen und die Ursachen und Hintergründe fundiert zu erläutern. Trotz kritischer Töne bleibt er aber stets sachlich und behält seine objektive journalistische Haltung der Anlageklasse gegenüber bei.“
Über den Preisträger
Als langjähriger Wirtschaftsredakteur und Mitglied der Serviceredaktion des SWR habe sich Henßler über die Jahre, so der BVZL-Vorstand Thomas Laumont, als ein in der Branche anerkannter und respektierter Experte speziell für nutzwertorientierte Verbraucherthemen ausgezeichnet und so auch das Thema „Policenverkauf auf dem Zweitmarkt journalistisch einwandfrei dargestellt.
Intention des BVZL-Journalistenpreises
Mit der Auslobung des jährlichen Journalistenpreises reagieren die im BVZL organisierten Branchenvertreter auf die Tatsache, dass sich „gebrauchte“ Lebensversicherungspolicen in den letzten Jahren als Investment und Anlageklasse in Deutschland etabliert haben. Damit nimmt das Thema auch für die Medien stetig an Bedeutung zu, die ihre Leser und Zuseher (-hörer) über die Besonderheiten einzelner Märkte, unterschiedliche Formen der Kapitalanlage sowie über Chancen und Risiken von Investitionen in Lebensversicherungszweitmarkt-Policen informieren. Darüber hinaus prüfen viele Inhaber von deutschen Kapital-Lebensversicherungen verstärkt die Möglichkeit, ihre Policen auf dem LV-Zweitmarkt zu veräußern und so einen finanziellen Mehrwert gegenüber Stornierung oder Rückgabe ihrer Police an den Versicherer zu erzielen.