HANNOVER. Kann eine Krankenkasse ihren Kunden den Traum von einem längeren Leben
erfüllen? Die Antwort darauf haben Wissenschaftler der Cambridge Universität mit
einer entsprechenden Studie gegeben. „Wer sich an vier sehr einfache Regeln
hält, lebt bis zu 14 Jahre länger.“ Als bisher einzige gesetzliche Versicherung
hat die BKK24 aus den Forschungsergebnissen ein praxistaugliches Programm
entwickelt und geprüft, ob eine so lange „Nachspielzeit“ überhaupt finanzierbar
ist. Das Angebot und die Zahlen dazu haben Kassenvorstand Friedrich Schütte und
Wirtschaftsökonom Professor Dr. Graf von der Schulenburg in der Medizinischen
Hochschule Hannover vorgestellt.
Vier einfache
Regeln
Die positive Wirkung von Obst und Gemüse ist keine neue
Erkenntnis. Aber wie verändert sich die Lebenserwartung, wenn man eine bestimmte
Ernährung mit angemessener Bewegung, Nikotinverzicht und nur mäßigem
Alkoholkonsum kombiniert? Um das herauszufinden, hatten die Forscher das Leben
von über 20.000 Menschen seit 1993 begleitet. Dabei kam heraus, dass selbst ein
Diabetiker 14 Jahre länger als eine Vergleichsperson mit derselben Krankheit
leben kann. Um so viel älter zu werden reichen Nikotinverzicht, etwa 300 Gramm
Obst und Gemüse am Tag, nicht mehr als fünf bis sieben Gläser Wein oder Bier in
der Woche und angemessene Bewegung. Die Empfehlung aus Cambridge: „Diese Regeln
sind so einfach, dass jedes Gesundheitssystem in Europa sie den Menschen
vermitteln kann.“
Kein „Pauschalprogramm“
Gehört hat
diesen Aufruf bisher wohl nur die mit rund 105.000 Versicherten vergleichsweise
kleine BKK24, die ihren Kunden nun die entsprechenden Lernprogramme bezahlt. Mit
einem Fragebogen, der auch für Mitglieder anderer Kassen kostenlos ausgewertet
wird, überprüft ein dafür zusammengestelltes Team zunächst das individuelle
Gesundheitsverhalten jedes einzelnen Interessenten. Ein beratungsintensives
Vorgehen, aber: „Wir wollen niemanden ins Fitness Studio schicken, der ohnehin
den ganzen Tag körperlich arbeitet“, so Vorstand Friedrich Schütte. Im Ergebnis
gibt es daher konkrete Vorschläge, wie und wo man an seinem Wohnort praktisch
ohne eigene Kosten und ohne Verzicht auf Lebensqualität die Einhaltung der
EPIC-Regeln lernen kann. Braucht jemand das „volle Programm“, zu dem auch ein
teures aber sehr erfolgreiches Nichtrauchertraining gehört, gehen die Kosten
sehr schnell in den vierstelligen Bereich.
Längeres Leben ist
bezahlbar
„Krankenkassen denken traditionell in Haushaltsjahren“,
sagt dazu Professor Dr. Graf von der Schulenburg mit Lehrstuhl an der
Leibniz-Universität. Deshalb würde oft nur gesehen, dass Rentner lediglich 35
Prozent der von ihnen verursachten Kosten tragen. Muss das Gesundheitswesen also
vor dem finanziellen Overkill zittern, wenn mehr als nur die eine Krankenkasse
zu einer noch höheren Lebenserwartung verhilft? „In diesem Punkt“, so von der
Schulenburg weiter, „tickt die BKK24 anders – und sie hat Recht.“ Mehr als
45.000 Euro kostet im Durchschnitt das letzte Lebensjahr eines Menschen, der mit
65 stirbt. Wird er 95 Jahre alt, sinkt dieser Betrag auf weniger als ein
Viertel. Doch nicht nur der spätere Tod reduziert die Kosten, sondern auch das
Leben bei bester Gesundheit. „Wir wissen heute, dass sich Ausgaben zum Beispiel
in Nichtraucherkurse sehr schnell bezahlt machen“, sagt Schütte. Und die Zahlen
sehen ebenso gut aus, wenn man ernährungsbedingte Krankheiten verhindert. Der
Wirtschaftsökonom bestätigt: „Die hohen Anfangsinvestitionen sind
gerechtfertigt.“ Dass damit auch der Tod um bis zu 14 Jahre nach hinten
geschoben wird, könne man ohnehin nicht nach versicherungsmathematischen
Maßstäben bewerten.
Wie die Menschen auf die Chance zu einem längeren
Leben reagieren, bekommt die Krankenkasse seit dem Wochenende zu spüren. Nachdem
die Informationen zur Studie und der Fragebogen unter www.bkk24.de im Internet
veröffentlicht wurden, haben sich bereits einige hundert Interessenten
gemeldet.
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