Deckelung oder ganz abschaffen? Neue Kritik an LV-Provision.

Es gibt wieder Aufregung um die LV-Provision. Zuletzt hatte sich der BDVM für die Einführung eines Provisionsdeckels in Höhe von 25 Promille der Abschlussvergütung bei Versicherungsanlageprodukten bei gleichzeitiger Erhöhung der laufenden Vergütung ausgesprochen. Dies würde aus Sicht des Verbandes und der von ihm befragten Makler die Qualität im Versicherungsvertrieb deutlich erhöhen. Dies blieb in der Vermittlerschaft nicht ohne Kritik.

Nun wird die Provision in der Lebensversicherung erneut massiv kritisiert, wenn auch aus anderer Richtung und mit anderer Motivation: Der Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein nutzte die Vorstellung der Branchenzahlen für das Lebensversicherungsgeschäft im Jahr 2023, um auf die durch hohe Provisionen und Abschlusskosten geschmälerte Überschussbeteiligung hinzuweisen: 3,5 Milliarden gehen den Versicherten dadurch verloren. Hinzu kommen die 4,4 Milliarden so genannter gezillmerter Abschlusskosten, die bereits nach normaler Kalkulation einkalkuliert sind.

Axel Kleinlein
mathconcepts

Axel Kleinlein dazu: "Für überhöhte Provisionen und überteuerte Abschlusskosten entziehen die Versicherer 3,5 Milliarden an Überschüssen - zu Lasten der Kunden!". Um diese überhöhten Kosten einzuordnen, vergleicht Kleinlein diese Summe mit dem Budget für die Kindergrundsicherung: "Allein die überhöhten Zahlungen an Versicherungsvermittler und für Abschlusskosten reichen aus, um die Kindergrundsicherung mehr als zu verdoppeln."

Der Vergleich mit der Kindergrundsicherung macht eine gute Schlagzeile, gehört aber sicher in die Kiste mit den Äpfeln und Birnen. Auf Nachfrage von Pfefferminzia zweifelt der GDV die Validität von Kleinleins Berechnung an: "Die Kausalzusammenhänge zwischen Aufwand, Ertrag und Überschuss werden aus GDV-Sicht in der Berechnung von Mathconcepts durcheinandergewirbelt."

Das klingt nach einer Fortsetzung, denn Kritik an seinen Berechnungen hat Kleinlein in der Vergangenheit immer sehr aufmerksam aufgenommen und beantwortet.

Axel Kleinlein ist ein kritischer Versicherungsmathematiker und scharfsinniger Analyst, der auch der Aktienrente aus Verbrauchersicht ein vernichtendes Urteil ausgestellt hat. Er engagiert sich im Verein Finanzwende, der sich als kritisches und unabhängiges Gegengewicht zur Finanzlobby in Deutschland versteht. Der Verein machte zuletzt durch den Wechsel der Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker auf sich aufmerksam.