Nach Angaben des Finanzberaters Finanztip werden mindestens 22 der 25 größten deutschen Städte die neuen Grundsteuerbescheide erst ab Januar 2025 oder später verschicken. Diese Verzögerung könnte für Grundstückseigentümer finanzielle Folgen haben, denn bereits am 15. Februar ist die erste Quartalszahlung fällig. Die genaue Höhe der neuen Grundsteuer ist für die meisten Betroffenen aber noch unklar. Viele Hauseigentümer könnten von zusätzlichen Kosten überrascht werden.

Um mehr Klarheit zu schaffen, wann Grundstückseigentümer mit den Steuerbescheiden rechnen können, hat Finanztip eine Umfrage unter den 25 größten deutschen Städten durchgeführt. Während 22 Städte den Versand der Bescheide definitiv erst für 2025 planen, konnte die Stadt Augsburg noch keinen konkreten Termin nennen und Frankfurt am Main verweigerte die Auskunft. Lediglich Berlin hat bereits mit dem Versand begonnen und will ihn noch in diesem Jahr abschließen.

Experten kritisieren mangelhafte Umsetzung der Grundsteuerreform

Jörg Leine, Steuerexperte von Finanztip, übt deutliche Kritik an der Handhabung der Reform: „Die Reform ist ein absolutes Grundsteuer-Chaos. Das zeigte sich schon, als vor zwei Jahren mit sehr kurzer Frist Grundsteuererklärungen für 36 Millionen Grundstücke abgegeben werden mussten.“ Die darauf folgende Einspruchsflut habe ein deutliches Signal gesetzt. Besonders kritisch sei, dass während die Grundstückseigentümer ihre Erklärungen schnell und fristgerecht abgeben mussten, die Behörden sich mit dem Versand der neuen Bescheide Zeit ließen. „Das ist ein Armutszeugnis für die politischen Verantwortlichen“, fügte Leine hinzu.

Während einige Hausbesitzer profitieren und künftig weniger zahlen müssen, könnte es für viele andere „richtig teuer“ werden, so Leine weiter. Die verspätete Zustellung der Bescheide bedeute für sie, dass sie innerhalb kürzester Zeit vierstellige Beträge aufbringen müssten. „Wir reden hier von ungeplanten Kosten, die sich durchaus im vierstelligen Bereich bewegen können“, mahnt Leine, was vor allem finanzschwächere Eigentümer vor große Herausforderungen stellen könnte.

Hintergrund der Reform der Grundsteuer

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2018 die bisherige Regelung der Grundsteuer für verfassungswidrig erklärt, da sie auf jahrzehntealten und veralteten Bemessungsgrundlagen beruhte. Um verfassungskonform zu werden, ist ab 2025 eine neue Grundsteuer notwendig, die nun aber nicht ohne Komplikationen eingeführt werden kann.

Geplante Versandzeitpunkte der neuen Grundsteuerbescheide: