Die BaFin hat dem Berliner Versicherer Element Insurance in der vergangenen Woche das Neugeschäft untersagt. Auslöser für diesen drastischen Schritt war die Kündigung des zentralen Rückversicherungsvertrages durch die Hannover Rück. Für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 51 Millionen Euro könnte dies existenzbedrohend sein, da die sehr dünne Kapitaldecke ohne Rückversicherungsschutz keine Geschäftstätigkeit zulässt.

Die Situation erscheint umso paradoxer, als Element in letzter Zeit stark gewachsen ist und erst kürzlich in einer Investorenrunde 50 Millionen Euro eingesammelt hat. Zu den größten Anteilseignern gehören das Berliner Start-up Finleap und das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin.

Die Unternehmenschefin Astrid Stange bestätigte die behördlich angeordnete Einstellung des Geschäftsbetriebs und bezeichnete die Situation als "unerwartet". Das Unternehmen arbeite an Lösungen. Stange war vor zweieinhalb Jahren von AXA zu Element gewechselt. Das Manager Magazin lobte sie Anfang des Jahres für ihre Fähigkeit, Unternehmen mit harter Hand zu führen und als ehemalige Partnerin von Boston Consulting "Versicherungen vordenken" zu können.

Element wirbt auf der eigenen Website mit seinen starken Rückversicherungspartnerschaften und betont, „durch Dateneinblicke und Analysen zur Portfoliooptimierung, Geschäftssteuerung und Risikoüberwachung“ eine „präzisere Risikobewertung und -allokation“ zu ermöglichen, was die „Identifizierung und Erschließung neuer Märkte und Nischen“ ermögliche.

Element Insurance ist vor allem als White-Label-Anbieter tätig, dessen Versicherungsprodukte von anderen Unternehmen unter deren Namen vertrieben werden. Zu den prominenten Partnern gehört die Volkswagen Financial Services, die Kurzzeit- und Fremdfahrerversicherungen von Element anbietet.

Nach Wirecard hat die BaFin mehr Kompetenzen erhalten. Offensichtlich ist auch die Hemmschwelle für ein konsequentes Vorgehen gesunken. Auch bei der Haftpflichtkasse ist die BaFin aktiv geworden und hat einen Zuschlag zum Solvenzkapital verhängt, weil zusätzliche Risiken durch Mängel in den IT-Systemen identifiziert wurden.