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„Wir fordern die kommende Bundesregierung auf, die dringend notwendigen Reformen aller drei Säulen der Altersvorsorge deutlich realistischer und reformfreudiger anzugehen.“
Norman Wirth
AfW
Die demografische Entwicklung und steigende Staatsausgaben zwingen die Parteien zu klaren Positionen. Dabei zeigen sich grundlegende Unterschiede in den Konzepten - von radikalen Umbauplänen bis hin zur Beibehaltung des Status quo. Der AfW hat die Positionen der Parteien analysiert. Vorausgegangen war eine Reihe von Gesprächen mit Vertretern der Parteien, die die nächste Bundesregierung bilden könnten. Nach derzeitigem Stand könnten dies CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP sein, wobei die Union als wahrscheinlicher Wahlsieger eine Koalition mit AfD, Linken und BSW ausschließt. Informationen zu den Interviews finden Sie auf der Website des AfW.
Die Vorschläge der Parteien zur Reform der Alterssicherung offenbaren tiefe ideologische Gräben. Während CDU/CSU und FDP auf marktwirtschaftliche Lösungen und mehr Eigenverantwortung setzen, streben SPD, Grüne, BSW und Linke eine stärkere staatliche Steuerung an. Im Mittelpunkt steht dabei die Zukunft des Drei-Säulen-Modells aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge.
In der ersten Säule, der gesetzlichen Rentenversicherung, halten CDU/CSU und FDP am bestehenden System fest, wollen es aber flexibilisieren. Die FDP setzt zudem auf eine Aktienrente als Ergänzung. SPD und Grüne streben dagegen eine Bürgerversicherung an, die auch Selbstständige und Beamte einbeziehen soll. Die Linke fordert ein deutlich höheres Rentenniveau von 53 Prozent.
Ähnliche Konfliktlinien zeigen sich bei der betrieblichen Altersvorsorge. Die FDP will die Kapitalmarktorientierung stärken, SPD und Grüne setzen auf mehr Tarifbindung und staatliche Fonds. CDU/CSU setzen auf steuerliche Anreize für die Unternehmen.
Besonders kontrovers sind die Positionen zur privaten Vorsorge. Die CDU/CSU plant eine "Frühstart-Rente" für Kinder, die FDP ein "Altersvorsorge-Depot". Die Grünen wollen einen staatlich verwalteten Bürgerfonds einrichten. Die Linke hingegen fordert die komplette Abschaffung der geförderten Privatvorsorge.
Für Vermittler und Berater bedeuten die unterschiedlichen Konzepte eine erhebliche Verunsicherung. Während die Vorschläge von CDU/CSU und FDP neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen könnten, würden die Pläne von SPD, Grünen und Linken ihr Betätigungsfeld deutlich einschränken.
Nur eines ist bei allen Parteien unstrittig: Das Rentensystem steht vor großen Herausforderungen. Die Finanzierung der steigenden Ausgaben bleibt jedoch bei allen Konzepten weitgehend im Dunkeln. Der große Wurf zur nachhaltigen Stabilisierung des Systems ist von keiner Partei zu erwarten.
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