Mit 43 Prozent der Deutschen als Haustierbesitzer bietet sich ein enormes Potenzial, das sowohl etablierte Versicherer als auch Newcomer anzieht. Es gibt immer mehr Anbieter, die in diesen Markt strömen. Neben Spezialisten wie Agila und Uelzner sind mittlerweile fast alle großen Versicherungskonzerne von "Allianz bis Zurich" vertreten.
Besonders auffällig ist der Eintritt internationaler Startups wie Lassie aus Schweden und verschiedener französischer Anbieter, die vor allem über digitale Kanäle den deutschen Markt erobern wollen. Der Grund: Deutschland hat im Vergleich zu Ländern wie Schweden eine deutlich geringere Versicherungsdurchdringung im Haustierbereich.
Preisexplosion durch neue Tierarztgebühren
Ein zentrales Thema der Diskussion sind die drastisch gestiegenen Prämien. "Wir haben uns jetzt von der Prämie her fast verdoppelt in diesen zweieinhalb Jahren", schildert Redakteur Christian Bellmann seine persönliche Erfahrung mit der Vollversicherung für seinen Hund, die inzwischen bei knapp 90 Euro monatlich liegt.
Hauptgrund für den Preisanstieg ist die Ende 2022 in Kraft getretene Neufassung der Gebührenordnung für Tierärzte. Nach Jahren ohne Anpassung führte diese zu erheblichen Kostensteigerungen bei tierärztlichen Behandlungen, was sich direkt in den Versicherungsprämien niederschlägt.
Versicherungsoptionen und ihre Kosten
Im Wesentlichen stehen Tierhaltern zwei Optionen zur Verfügung: Die OP-Versicherung deckt Operationen und Notfälle ab, kostet etwa zwischen 15 und 30 Euro monatlich. Und die Krankenvollversicherung, die zusätzlich Behandlungen, Medikamente und oft auch präventive Maßnahmen übernimmt und zwischen 50 und über 100 Euro monatlich kostet.
Günstige Online-Angebote mit Haken
Besonders bei den digital ausgerichteten Newcomern ist Vorsicht geboten: "Diese Online-Anbieter werben sehr gerne mit sehr günstigen Preisen, 10 Euro im Monat, 15 Euro im Monat", warnt Bellmann. Spezialisierte Makler berichten jedoch von "Schweinereien im Kleingedruckten" - etwa stark begrenzten Erstattungssummen für bestimmte Behandlungen oder niedrige Jahreshöchstgrenzen wie 500 Euro für OPs im ersten Versicherungsjahr, was bei tatsächlichen Kosten von 7.000 Euro kaum hilfreich ist.
Ein weiteres Risiko der Startups liegt in der möglichen Kurzlebigkeit: "Dieses Risiko, dass sich ein Startup nach ein, zwei, drei Jahren wieder aus dem deutschen Markt zurückzieht, hat man bei einer Agila oder Allianz natürlich eher nicht", gibt Bellmann zu bedenken.
Emotionaler Faktor als Marktantrieb
Der Podcast beleuchtet auch die psychologische Komponente: Haustiere werden zunehmend "vermenschlicht" und als Familienmitglieder betrachtet. "Gerade auch bei vielen älteren Menschen spielt das Haustier eine große Rolle, die vielleicht alleinstehend sind", erklärt Bellmann und betont: "Der emotionale Faktor bei dem Thema ist ein sehr großer."
Diese emotionale Bindung führt zu einer gesteigerten Zahlungsbereitschaft für medizinische Behandlungen - ein Umstand, den Versicherer in ihren Marketing-Kampagnen gezielt ansprechen.
Expertenrat und kritische Stimmen
Während Verbraucherschützer generell dazu raten, nur existenzbedrohende Risiken zu versichern, und auf Ratenzahlungsmöglichkeiten bei Tierärzten verweisen, empfehlen Versicherungsmakler: Lieber eine gute OP-Versicherung für die wirklich teuren Fälle als eine mittelprächtige Versicherung mit vielen Ausschlüssen und Beschränkungen.
Besonders nachdenklich stimmt die Beobachtung, dass gerade finanziell schwächer gestellte Tierhalter aufgrund der steigenden Prämien ihre Versicherungen kürzen müssen - und damit bei tatsächlichen Behandlungskosten in Schwierigkeiten geraten können. "Die Tierheime quellen über, viele Tierheime bekommen ganz viele alte, kranke Tiere, wo es einfach daran scheitert, an den Behandlungen und an den Tierarztkosten", berichtet Bellmann über eine problematische gesellschaftliche Folge.
Verfassen Sie den ersten Kommentar