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Neue Welle von Insolvenzen

Das Insolvenzrisiko steigt in Deutschland dramatisch an. Nachdem die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2007 erstmals seit Jahren wieder unter 30.000 gesunken war, vollzieht sich bereits seit einigen Monaten eine Trendwende. Wegen der drohenden weltweiten Rezession rechnen die Experten der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG in diesem Jahr mit einem Zuwachs von 3 Prozent auf 30.100 Firmeninsolvenzen und 2009 sogar mit einem Plus von 12 Prozent auf 33.800. Die Summe der Not leidenden Forderungen, die 2008 geringfügig wächst, dürfte nach der Schätzung des Hamburger Kreditversicherers 2009 sogar um rund 21 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro zunehmen.

Von den Hauptbranchen in Deutschland wird im nächsten Jahr die Industrie von der Pleitewelle besonders hart getroffen, die Zahl der Insolvenzen wird voraussichtlich um 30 Prozent klettern, nachdem sie in diesem Jahr noch ein Minus von 5 Prozent aufweist. Es folgt der Handel mit einem Anstieg von 5 Prozent in diesem und 13 Prozent im nächsten Jahr, während das Dienstleistungsgewerbe ein Plus von 6 Prozent (2008) und 10 Prozent (2009) verzeichnet. Im Baugewerbe sind in 2008 3 Prozent und in 2009 9 Prozent mehr Pleiten zu erwarten. Dabei ist das Insolvenzrisiko im Baugewerbe 2009 mit einer Quote von 180 Firmenpleiten pro 10.000 Unternehmen mit Abstand am höchsten, während Industrie, Handel und Dienstleistungen mittlere Werte zeigen.

Hohes Ausfallrisiko für Mittelständler
Mit der wieder zunehmenden Zahl von Insolvenzen in Deutschland steigt auch das Ausfallrisiko gerade für kleine und mittlere Unternehmen deutlich an. Denn die Summe der Lieferantenkredite ist in den vergangenen Jahren auf rund 320 Milliarden Euro gestiegen. Sie tragen damit stärker zur Unternehmensfinanzierung bei als die kurzfristigen Bankkredite, die 2008 rund 300 Milliarden Euro ausmachen.

„Ein gutes Forderungsmanagement ist angesichts dieser Entwicklung wichtiger denn je“, sagt Dr. Gerd-Uwe Baden, Vorstandvorsitzender der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG. Infolge der Krise an den Finanzmärkten werden sich auch die Bedingungen für die Finanzierung durch Banken verschlechtern.

Mittelständler, die in den vergangenen Jahren verstärkt in ausländische Märkte expandiert haben, sind zudem auch aus einem anderen Grund von Zahlungsausfällen bedroht: Bei Deutschlands wichtigsten Handelspartnern werden die Insolvenzen ebenfalls signifikant ansteigen. So rechnen die Experten von Euler Hermes in Frankreich mit einem Anstieg von jeweils 12 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Deutlich ungünstiger ist die Prognose sowohl für die USA (2008: plus 45 Prozent, 2009: plus 50 Prozent) als auch für Großbritannien (2008: plus 25 Prozent, 2009: plus 34 Prozent).