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Markteinschaetzung GECAM AG: Stabile Bilanz zur Jahresmitte 2010

Bundespräsidentenwahl in Deutschland, Fußball-WM in Südafrika, Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit – eine Bilanz zur Jahreshälfte zeigt: Viele Zahlen und Ergebnisse überraschen.

Die Renditen beispielsweise sind nicht, wie von vielen erwartet, gestiegen, sondern gefallen. Die Flucht in Sicherheit hat vor allem deutsche und US-amerikanische Staatsanleihen auf neue Rekordhöhen getrieben. Die US-10-Jahresrenditen sind unter 3 Prozent gefallen, die deutschen Bundesanleihen verzeichneten im Juni sogar neue Allzeittiefs von rund 2,50 Prozent. Auch die Aktienmärkte enttäuschten auf ganzer Linie: Hier erwartete man zwar ein durchwachsenes Ergebnis, allerdings erst im zweiten Halbjahr. Dabei hielt sich der DAX mit einem Nullergebnis im internationalen Vergleich sogar noch recht gut. Hauptverlierer waren die südeuropäischen Aktienmärkte (-20 bis -35 Prozent) sowie die chinesischen Aktien (-14 Prozent). Die Hauptursache dieser Entwicklung war eine sich immer mehr ausweitende öffentliche Verschuldung, wie sie seit vier Jahrzehnten von den etablierten Industriestaaten praktiziert wurde. Die dadurch entstandene massive Zunahme der Geldmenge wird mittlerweile allerdings als wesentlicher Grund für das gehäufte Auftreten von Finanzkrisen in den letzten Jahren gewertet.

Konjunkturelle Erholung hält an

„Die Welt spart“ schrieben wir in einem unserer letzten Kommentare. Die zugrundeliegende Erkenntnis, dass es mit der Verschuldung so nicht weitergehen kann, ist begrüßenswert. Damit einher gehen jedoch Konjunktursorgen, da der Staatsausgabenanteil am Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat. Die Angst vor einem „Double Dip“ geht um! Diese Befürchtung ist allerdings unbegründet. Aus unserer Sicht wird die Bedeutung von Staatsausgaben für die konjunkturelle Entwicklung maßlos überschätzt, beziehen sich diese doch meist auf einzelne Branchen, wie etwa die Bau- oder Automobilwirtschaft.
Die konjunkturelle Erholung setzt sich fort – ausgehend von den Schwellenländern. Die Bremseffekte, die zurzeit in China zu beobachten sind, resultieren aus umsichtigen Maßnahmen der Regierung. Sie arbeitet damit gegen eine Überhitzung, vor allem auf den Kredit- und Immobilienmärkten. Die bis dato hohen Zuwachsraten werden sich in allen Bereichen der makroökonomischen Daten nach den Tiefstniveaus im letzten Jahr jedoch nicht aufrechterhalten lassen. Deutschland profitiert aber nach wie vor mit am stärksten von diesem Wachstum und befindet sich, was die Refinanzierungsbedingungen durch günstige Zinsen, was die Währung – der niedrige Euro ist gut für unsere Exportindustrie – und was den Arbeitsmarkt betrifft, geradezu in einer phantastischen Ausgangssituation.

Technisch schwierige Situation an den Aktienmärkten

Die zurückgekehrte Risikoaversion im Hinblick auf das Halbjahresende und den damit zusammenhängenden Bereinigungsaktionen in den Bilanzen der institutionellen Investoren hat das technische Bild an den Aktienmärkten erheblich eingetrübt. Bei den wichtigsten Weltleitindices, wie dem S&P 500 oder dem Dow Jones Industrial, bildeten sich gefährliche Schulter-Kopf-Schulter-Formationen, die grundsätzlich bärischen Charakter haben. Ob diese schnell durch hohes Volumen von den Bullen aufgelöst werden, oder sich für die nächsten Monate fortsetzen, bleibt abzuwarten.
Grundsätzlich zeigt dieses Jahr jedoch die typischen Merkmale eines Übergangsjahres – nach  Erholung aus der Krise und vor Eintritt in einen selbsttragenden Aufschwung. 2010 wird von hoher Nervosität und somit von hoher Volatilität geprägt sein. Wer diese wechselnden Stimmungen gut managt, wird Erfolg haben. Trendfolgemodelle werden sich in diesem Umfeld extrem schwertun.
Wir denken jedoch, dass der Erkenntnisgewinn bei den verantwortlichen und handelnden Personen aus Wirtschaft und Politik – im Hinblick auf ökonomischen Sachverstand, Sensibilität der Märkte und letztlich der Vernunft – massiv zugenommen hat. Vernünftiges Handeln, wie Sparen, das Tätigen sinnvoller Investitionen und eine vernünftige Regulierung werden von den Wählern am Ende honoriert werden.

Ende der Flucht in Gold

Nach wir vor stehen in unseren Portfolios strukturell deutsche Aktien stark im Vordergrund. Wir geben jedoch dem taktischen, risikoorientierten Handeln aktuell eine höhere Priorität, als der strategischen Grundausrichtung.

Da die Märkte immer stärker erkennen, dass die wirtschaftlichen Probleme in den USA mindestens so groß sind wie in Europa, geben wir dem Euro gute Chancen auf eine Erholung in Richtung 1,30. Langfristig jedoch belastet die politische Kunst-Struktur und die Handlungsunfähigkeit einer EWU! Die Flucht in Gold hat zunächst ein Ende gefunden. Eine stark von spekulativem Geld, wie beispielsweise durch ETFs, getriebene Nachfrage ist nicht beständig. In einem Umfeld ohne höhere Inflationsrate wird es auch hier zu Korrekturen kommen. Die Rentenmärkte werden immer wieder von der Flucht in Sicherheit sowie der weiter von den Zentralbanken massiv zur Verfügung gestellten Liquidität profitieren. Die Renditen in Deutschland werden sich zwischen 2,50 Prozent und 3 Prozent seitwärts bewegen.

Daniel Zindstein ist Fondsmanager des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG und mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der vier GECAM Dachfonds. Sein Marktkommentar erscheint monatlich.