"Die Marktteilnehmer in der betrieblichen
Altersversorgung sind wach gerüttelt" sagte Siegfried Hischke, Leiter
Vertriebsmanagement betriebliche Altersversorgung (bAV) der HDI-Gerling
Lebensversicherung AG bei der Eröffnung des zweiten bAV-Expertenforums, zu dem
der Lebensversicherer und die Fachzeitschrift "Performance"
Fachreferenten und freie Vermittler eingeladen hatten. Nach dem Urteil des
Landesarbeitsgerichts München, demzufolge die Zillmerung in der bAV unzulässig
sei, und dem drohenden Ende der Sozialversicherungs- und Steuerfreiheit für die
Entgeltumwandlung verlange der Markt nach Orientierung. "Das schlimmste,
das uns passieren kann, ist, in der bAV-Beratung in Attentismus zu
verfallen", so Hischke weiter. Die Arbeitgeber seien in der jetzigen
Situation mehr denn je auf verlässliche Beratung angewiesen, denn sie seien
heute in einer Zwickmühle:
- Die Arbeitnehmer haben einen Rechtsanspruch auf Umwandlung von Teilen ihres Arbeitslohns in eine betriebliche Altersversorgung. Wenn aber die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit der Entgeltumwandlung wie vorgesehen ab 2009 endet und zusätzlich die Abgabenpflicht in der Rentenphase bestehen bleibt, wird die Entgeltumwandlung für viele Beschäftigte unattraktiv. Bei HDI-Gerling Leben sind hiervon rund 240.000 Verträge betroffen
- Die jüngsten Urteile des Landesarbeitsgerichts München und des Arbeitsgerichts
Stuttgart führen zu einer Haftungsverschärfung, die letztlich die Arbeitgeber
trifft. Sogar eine Rückabwicklung bestehender gezillmerter bAV-Verträge könnte
die Folge sein.
Wird die Entgeltumwandlung in Zukunft sowohl in der Ansparphase als auch in der
Rentenbezugsphase mit Beiträgen für die Sozialversicherungen und mit Steuern
belastet, ist sie als Altersvorsorge insbesondere für den Durchschnittsverdiener
nicht mehr die erste Wahl. "Die Entgeltumwandlung rechnet sich dann nur
noch für überdurchschnittliche Verdiener mit privater Krankenversicherung",
erläuterte Ralf Schäfer von der Financial Planners Group während seines
Referats. Um trotzdem auskömmliche Versorgungsleistungen für einen möglichst
großen Kreis von Arbeitnehmern aufzubauen, bedarf es neuer Konzepte, die
deutlich höhere Renditen erwirt-schaften. Mit dem dynamischen Hybridprodukt
"TwoTrust" habe HDI-Gerling Leben ein wegweisendes Angebot, lobte Dr.
Mark Ortmann vom ITA Institut für Transparenz in der Altersvorsorge. So eröffnet dieses Produkt die
Möglichkeit, von den Kapitalmarktchancen auch in der bAV hochgradig zu profitieren.
Ein weiterer Schlüssel für die Zukunft der bAV liege in der Effizienz-steigerung
im bAV-Vertrieb, so Cord Brockmann, Geschäftsführer von TPC The Pension
Consultancy: "Die Vorsorge im Sozialraum Unternehmen ist das Vorsorgemodell
der Zukunft, weil es ein erhebliches Effizienzpotenzial birgt."
Als mögliche Alternative zur Entgeltumwandlung stellte Rechtsanwalt Dr. Uwe Langohr-Plato
die Entgeltumwidmung sowie deren arbeits- und steuerrechtliche Rahmenbedingungen
vor. Einen Einblick in die aktuellen Überlegungen zur betrieblichen
Altersversorgung im Bundesfinanzministerium gab Regierungsdirektorin Christine
Harder-Buschner.
Keine Patentrezepte
für aktuelle Fragestellungen
Mit einem Patentrezept für die Frage der Zillmerung konnte keiner der anwesenden
bAV-Experten aufwarten. Ihrer Ansicht nach gibt es folgende Optionen: Die für
Riester-Produkte gesetzlich vorgeschrie-bene und in der VVG-Novelle vorgesehene
Verteilung der Abschlusskosten auf fünf Jahre auch für die bAV einzuführen; die
Nutzung ungezillmerter Tarife, die jedoch für den bAV-Vertrieb erhebliche
Nachteile birgt, sowie die honorarpflichtige Beratung, deren Akzeptanz in der
bAV unklar ist.
"Rechtssprechung und Gesetzgebung sollten auch die wirtschaftlichen Erfordernisse
im Auge behalten. Nur wenn diese Rahmenbedingungen stimmen, bleibt die bAV
lebensfähig", kommentierte Hischke die Diskussion. Angesichts der derzeit
unklaren Sachlage empfiehlt Siegfried Hischke den Vermittlern, sich der völlig
neuen Situation zu stellen. "Wir haben die Hoffnung, dass man in der
schwierigen Frage der Zillmerung in der bAV bald auch auf offizieller Seite zu
einer differenzierten Betrachtung kommen wird. So lange raten wir unseren
Vertriebspartnern, sich intensiv bei ihrem Produktanbieter zu informieren und
das offene Gespräch mit den Kunden zu suchen."