GKV Leistungstransparenz: Focus Money analysiert Unterschiede

Die Transparenz der gesetzlichen Krankenkassen wurde in einer aktuellen Studie des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) im Auftrag von Focus Money. Damit liegt die Leistungstransparenz von 39 gesetzlichen Krankenkassen vor. Die Ergebnisse zeigen die Unterschiede in der Leistungsgewährung.

Focus Money
Ausgabe 04 2025

Die "hervorragenden" Testsieger im Überblick

Bundesweit geöffnete Krankenkassen:

  • Novitas BKK (92,4%)
  • BKK firmus (92,1%) 
  • Mobil Krankenkasse (91,6%) 
  • DAK-Gesundheit (91,3%) 
  • Techniker Krankenkasse (91,3%)
  • KKH Kaufmännische Krankenkasse (91,3%)

Regional geöffnete Krankenkassen:

  • Bergische Krankenkasse (98,5%) 
  • AOK NordWest (97,2%) 
  • AOK PLUS (93,4%) 
  • AOK Baden-Württemberg (90,6%) 
  • Securvita Krankenkasse (90,6%) 

Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet bereits an einem verpflichtenden digitalen Vergleichsportal, eine Studie im aktuellen Focus Money zeigt schon heute die Unterschiede zwischen den Versicherern auf. 92 Prozent des GKV-Marktes wurden hinsichtlich Bewilligungspraxis und Widerspruchsverfahren untersucht.

Besonders aufschlussreich sind die Bewilligungsquoten in verschiedenen Leistungsbereichen. Bei Hilfsmitteln (97 Prozent) und Zahnersatz (91 Prozent) zeigen sich die Kassen großzügig. Deutlich restriktiver ist die Genehmigungspraxis bei Pflege-, Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen. Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich 423 Widersprüche je 100.000 Versicherte eingelegt, von denen 58 Prozent erfolglos blieben oder zurückgezogen wurden.

Noch geringer sind die Erfolgsaussichten der Versicherten vor Gericht: In rund 66 Prozent der Fälle entscheiden die Gerichte zugunsten der Krankenkassen oder die Klagen werden zurückgezogen. Diese Ergebnisse sind für die Beratungspraxis von hoher Relevanz, da sie eine realistische Einschätzung der Erfolgsaussichten bei strittigen Leistungsanträgen ermöglichen.

Der Studienleiter kritisiert die fehlende Standardisierung der Transparenzberichte: Die Berichte sind oft schön aufgemacht, bieten aber keine wirkliche Vergleichbarkeit. Das Problem liegt in den unterschiedlichen Definitionen und Berechnungsmethoden. So handhaben die Kassen beispielsweise die Einbeziehung der Bearbeitungszeiten des Medizinischen Dienstes unterschiedlich.

Zwar hat der GKV-Spitzenverband im Dezember 2022 einen Katalog mit 45 empfohlenen Qualitätsindikatoren veröffentlicht, doch die Freiwilligkeit dieser Vorgaben verhindert bislang eine flächendeckende Umsetzung. Versicherungsmakler, die ihre Kunden bei der Kassenwahl unterstützen, sollten daher neben Zusatzbeitrag und Leistungsspektrum auch Transparenzkriterien und das Bewilligungsverhalten berücksichtigen.

Methodik der Studie im Detail

Die Untersuchung basiert auf einer umfassenden Bewertung von 39 bundesweit und regional geöffneten Krankenkassen, die 92 Prozent aller GKV-Versicherten repräsentieren. Die Analyse erfolgte in zwei Hauptkategorien:

I. Leistungstransparenz (Maximalpunktzahl: 392 Punkte)

  • Erfassung von 287 Leistungsindikatoren
  • Bewertung der Bearbeitungszeiten von Leistungsanträgen
  • Analyse der Genehmigungsquoten
  • Auswertung von Widersprüchen und Sozialgerichtsklagen
  • Untersuchung von Bonus-, Präventions- und Wahltarifprogrammen
  • Zusätzliche 105 Punkte für aktuelle Transparenzberichte und veröffentlichte Leistungsindikatoren

II. Leistungsqualität Die Bewertung erfolgte in acht Kategorien mit folgender Gewichtung:

  • Servicetelefon/E-Mails (10%)
  • Digitales Tracking von Leistungsanträgen (10%)
  • Genehmigungsquoten (10%)
  • Widersprüche und Klagen (20%)
  • Freiwillige Leistungsausgaben (20%)
  • Innovationsfonds (10%)
  • Patientensicherheit (10%)
  • Service-Apps (10%)

Die aktuelle Ausgabe Nr. 4 von Focus Money ist ab sofort am Kiosk erhältlich.

Verfassen Sie den ersten Kommentar