"MLP runter vom Campus": Widerstand gegen Finanzvertrieb

Auf dem Campus der Goethe-Universität Frankfurt formiert sich Widerstand gegen die Präsenz von Finanzvermittlern. Die Organisation Finanzwende hat auf ihrer jüngsten Aktion Studenten über die mit den Angeboten von Anbietern wie MLP verbundenen Risiken informiert. Die enge Zusammenarbeit zwischen MLP und dem universitären Career Service ist ein wesentlicher Kritikpunkt. Die von MLP mitorganisierten Lehrveranstaltungen dienen weniger der Bildung und Beratung, sondern in erster Linie der Kontaktanbahnung für den Verkauf von Finanzprodukten.

Die Organisation Finanzwende hat kürzlich den Wechsel der Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker bekannt gegeben. Auch der kritische Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein ist in der Finanzwende aktiv.

Das Geschäftsmodell von MLP zur Vermittlung provisionsstarker Verträge wird von Finanzwende besonders kritisch gesehen. Dabei wird betont, dass diese Verträge nicht unbedingt den individuellen Bedürfnissen der Studenten entsprechen. Die Provisionsorientierung der Vermittler ist das zentrale Problem, da sie die Hauptmotivation für deren Aktivität auf dem Campus darstellt. Die jungen Studenten verfügen in der Regel noch über wenig Erfahrung im Umgang mit Finanzen, weshalb sie eine besonders attraktive Zielgruppe für Finanzvertriebe darstellen. Für Finanzvertriebe stellen sie eine attraktive Zielgruppe dar, für die Vermittler und nicht zuletzt MLP bedeuten die langfristigen Verträge jahrzehntelange Einnahmen und Vertriebspotenzial für weitere Abschlüsse.

Die Aktivisten von Finanzwende fordern den amtierenden Präsidenten der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, dazu auf, die Zusammenarbeit mit MLP zu beenden. Ihrer Meinung nach wird durch diese Kooperation das Vertrauen der Studenten in die Institution Universität ausgenutzt, da MLP die universitäre Plattform zur Förderung eigener Interessen missbraucht. Finanzwende fordert daher, dass MLP und andere Finanzvertriebe von den Campi der Universitäten verschwinden.

Die Protestaktion hat auf LinkedIn eine Diskussion in Gang gesetzt. Claus-Dieter Gorr von PremiumCircle bemängelt die unzureichende Transparenz in Versicherungsbedingungen und spricht sich für gesetzliche Vorgaben aus, um Missverständnisse zu vermeiden. Nutzer äußern negative Erfahrungen mit MLP und beanstanden, dass das Unternehmen eine unzeitgemäße Beratung anbietet. Andere Stimmen relativieren die Kritik und sehen den Finanzvertrieb als möglichen Beitrag zur finanziellen Bildung. Auch äußern sich Nutzer mit positiven Erfahrungen mit MLP, insbesondere im Zusammenhang mit Berufsunfähigkeitsverträgen. Viele Teilnehmer fordern eine verbesserte Finanzbildung an Schulen, um jungen Menschen mehr Selbstständigkeit im Umgang mit Finanzen zu ermöglichen. Einige stellen zudem die Kooperation von Universitäten mit Finanzdienstleistern grundsätzlich in Frage.

Ein Vermittler weist auf die Ähnlichkeit des Geschäftsmodells der Debeka hin, die seit Jahrzehnten in sehr vielen Dienstbehörden und Amtsstuben Beamtenanwärter akquiriert und damit vor zehn Jahren in die Schlagzeilen geriet. Im Skandal um dubiose Datengeschäfte musste der Versicherer 1,3 Millionen Euro Bußgeld zahlen.

Kommentare

Mario Percy am 24.10.2024 um 21:25:13

Euer ernst? Geschäfte mit Studenten die vermehrt in den Staatsdienst wollen und grün-rot wählen. Sollen sie doch selbst im Internet pfündig werden....die wissen doch eh alles besser, da gehe ich lieber Segeln oder fliege durch Europa!

Michael Julius und am 25.10.2024 um 08:49:39

Die Praktiken von Debeka und MLP sehe ich sehr kritisch und ist eigentlich unlauterer Wettbewerb. Ich bin selbst Makler und habe schon die dubiosesten Verträge gesehen und das wurde zunächst als " Wie spare ich Steuern?" verkauft. Oftmals wurde völlig am Ziel vorbei "beraten". Auch dass ein extra " Briefkasten" der Debeka in Amtsstuben hängt sagt doch viel aus. Hinzu kommt, dass hier auch Beamte werben Beamte mit Prämien belohnt werden. Gott sei Dank wissen viele Anwärter inzwischen, dass es für Beamte nicht nur Debeka gibt und viele Studenten durchschauen die MLP Masche. Ich finde solche "Werbung" hat nichts auf dem Campus verloren!

Stefan Groß am 25.10.2024 um 08:50:13

Es wird Zeit, dass der Markt auch hier transparenter und gleichgeschaltet wird. Genauso wenig, wie es sich erklärt, weshalb die Debeka in den Amtsstuben verkehrt, als seien deren Vertreter im Staatsdienst beschäftigt, sind die Strukturvertriebe an die Unis plausibel. Als Versicherungsmakler wäre ich zwar auch gerne in dieser Position, aber fairerweise muss man sagen, dass unerfahrende, aber in der Zukunft äußerst lukrative Zielgruppen wie Akademiker nicht gruppenweise einem einzigen Finanzvertrieb zugänglich gemacht werden dürfen. Hier sind die Führungsspitzen der Unis in der Pflicht, ansonsten käme man vielleicht noch auf die Idee, dass hier jemand der FÜhrungsriege der Unis Vorteile von dem Zugang erhält...

fairbeamtet.de am 28.10.2024 um 07:16:42

Wir schließen uns dem Kommentar von Michael Julius vom 25.10.2024 zu 100% an. Der bringt es auf den Punkt. Danke dafür.