Metzler Ratings hat untersucht, wie sicher und ertragreich die größten Lebensversicherer Deutschlands derzeit aufgestellt sind. Die Studie analysierte die Bilanzen der 30 führenden Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023. Ziel war es, herauszufinden, ob sie den Herausforderungen eines sich ständig wandelnden Zinsumfelds gewachsen sind.
Zinskapriolen fordern die Branche heraus
Die Branche sieht sich derzeit erheblichen Schwankungen im Zinsumfeld gegenüber. Während der EZB-Einlagenzins Ende Juli 2022 noch bei minus 0,5 Prozent lag, stieg er bis September 2023 auf ein Rekordniveau von vier Prozent, um dann auf das aktuelle Niveau von 3,5 Prozent zurückzufallen. Prognosen deuten bereits auf weitere Senkungen hin. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Ertragskraft und Stabilität der Lebensversicherer, betont Dr. Marco Metzler, Gründer und Geschäftsführer von Metzler Ratings. Die ständig wechselnden Zinssätze bedeuten eine enorme Herausforderung für die Unternehmen, da sie ihre Anlagestrategien regelmäßig anpassen müssen.
Unterschiedliche Auswirkungen auf die Lebensversicherer
Während einige Unternehmen wie die WWK und Hannoversche sogar stille Reserven aufbauen konnten, kämpfen andere mit erheblichen stillen Lasten von bis zu 25 Prozent. Insgesamt belaufen sich die stillen Lasten der Branche Ende 2023 auf rund 75 Milliarden Euro – eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als diese noch bei rund 105 Milliarden Euro lagen.

Sicherheits- und Ertragskraft: Die Besten und die Schwächsten
Besonders positiv schnitt erneut die WWK ab, die ein AAA-Rating erzielte und damit als bestaufgestellter Lebensversicherer Deutschlands gilt. Die Victoria und Hannoversche folgen mit ebenfalls sehr guten Ergebnissen. Am unteren Ende der Skala finden sich Unternehmen wie die Gothaer, Generali und Zurich, die derzeit selbst unter Einbeziehung der Zinszusatzreserve ihre stillen Lasten nicht kompensieren können.
Zinsentwicklung bleibt die zentrale Herausforderung

Sieht positive Entwicklung, aber keine Entwarnung
Dr. Marco Metzler
Metzler Ratings GmbH
Die weitere Zinsentwicklung bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die Branche. „Wir erwarten jedoch, dass die EZB in den kommenden Monaten die Zinsen weiter senkt, was die Anleihenmärkte verstärkt unter Druck setzen dürfte“, prognostiziert Dr. Metzler. Gleichzeitig könnte dies jedoch den Aufbau zusätzlicher Sicherungsreserven verhindern, wodurch Unternehmen mit hohen Zinsgarantien aus alten Verträgen in Schwierigkeiten geraten könnten.
Steigende Risiken durch Immobilienkrisen
Ein weiterer Risikofaktor sind die gestiegenen Finanzierungskosten im Immobiliensektor, die bereits zu einer Insolvenzwelle unter Bauträgern geführt haben. 2023 gingen fast 600 Unternehmen aus diesem Bereich in die Pleite, darunter auch die bekannte Signa-Gruppe. Insgesamt haben 46 Lebensversicherer in diese risikoreichen Projekte investiert, was zu weiteren Abschreibungen führte. Diese Verluste, die nicht als stille Lasten verbucht werden können, belasten die Bilanzen zusätzlich. Versicherer mit einem hohen Qualitätsrating bieten mehr Sicherheit und sind besser aufgestellt, um auch in schwierigen Zeiten stabile Renditen zu erzielen.
Keine Entwarnung
„Das ist zwar insgesamt eine positive Entwicklung, jedoch kann noch keine Entwarnung gegeben werden, da von institutionellen Anlegern wie Unternehmen, Pensionskassen und Stiftungen immer häufiger Einmalanlagen bei den Lebensversicherern gekündigt und kaum neue abgeschlossen werden“, fasst Dr. Marco Metzler die Ergebnisse zusammen.
Mehr Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie unter www.metzler-ratings.com.
Kommentare
Das hätte ich nicht gedacht?!?In dieser Reihenfolge...Wo ist da eigentlich die Debeka..Huck und auch die VPV..Bin mal auf "Eure Antwort "gespannt!